Bis zum Ende des Nationalsozialismus waren Menschen mit Behinderung über Jahrhunderte hinweg Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt. Im Mittelalter (ca. 500 bis 1500 n. Chr.) wurden Behinderungen als Strafe Gottes und Zeichen des Teufels angesehen, was insbesondere Kinder mit Behinderung häufig zu Opfern brutaler Gewalt machte. Mit der Aufklärung (ca. 1650 bis 1800 n. Chr.) kam es zu ersten Versuchen der Bildung und Erziehung von Menschen mit Behinderungen, doch gleichzeitig wurden sie aus der Öffentlichkeit ausgeschlossen und medizinisch pathologisiert. Im Zuge der Industrialisierung (ca. 1770 bis 1914 n. Chr.) verstärkten sich Segregation und die Trennung in „brauchbare“ und „unbrauchbare“ Mitglieder der Gesellschaft.
Der Sozialdarwinismus und die aufkommende Eugenik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bereiteten schließlich den Weg für Sterilisationsprogramme und die Ideologie vom „lebensunwerten Leben“, die im Nationalsozialismus (1933 bis 1945 n. Chr.) ihren grausamen Höhepunkt fand. Die bis dahin etablierten und aufgebauten Unterstützungs- und Bildungssysteme für Menschen mit Behinderungen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus radikal abgebaut und teilweise sogar verboten.